Auf AEG treffen sich Mode und Wissenschaft
Forscher packen Energie für unterwegs in die Handtasche ein
Das Handy ist natürlich immer dann leer, wenn keine Steckdose in der Nähe ist. Da wäre es doch praktisch, wenn sich Handtasche oder Rucksack in einen Stromlieferanten verwandeln würden. Monika Voigt, Physikerin an der Uni Erlangen-Nürnberg, erforscht organische Elektronik und druckt flexible Solarzellen auf Glas, Plastik und sogar Stoff auf. Bei einem Workshop auf AEG am kommenden Mittwoch, 18. März, stellt sie die modische Energie für unterwegs vor.
Eine Solarstromanlage auf dem Hausdach wiegt 16 Kilogramm pro Quadratmeter. Das möchte niemand mit sich herumtragen. Sogenannte organische Solarzellen aus Kunststoff sind dünn wie eine Folie, biegsam, und ein Quadratmeter davon wiegt nur ein Gramm – das ist tragbar. Deswegen arbeiten Wissenschaftler daran, Mini-Photovoltaik-Anlagen auf Kleidung und in Taschen aufzubringen. Nicht nur zum Vergnügen, sondern auch für Notfälle.
„Die Solarzellen laden einen Akku in der Tasche auf, an den man dann sein Handy, die Digitalkamera oder den MP3-Player anschließen kann“, sagt Monika Voigt. Die Physikerin ist seit 2012 Projektleiterin an der Technischen Fakultät in Erlangen für das Drucken und Beschichten organischer Solarzellen und Module auf Glas und Plastik. „Bei gutem Wetter reicht der Strom, um ein Smartphone in ein bis zwei Stunden aufzuladen.“ Für den leeren Akku eines Laptops ist die Leistung aber noch zu schwach.
Auch wenn für viele Menschen ein leeres Handy einer Katastrophe gleichkommt – in einem wirklichen Notfall könnten die Energieerzeuger für unterwegs ebenfalls helfen. Bei Lawinenopfern könnte der Strom aus dem Rucksack dazu dienen, ein automatisches Notsignal abzusetzen. „Es ist heutzutage möglich, immer mehr Funktionen auf Textilien wie T-Shirts oder eben Taschen aufzubringen, zum Beispiel Streifen aus Leuchtdioden oder eben auch Solarzellen in jeder Form und Farbe“, sagt Voigt. „Die besten Resultate erzielen wir bislang mit Schlitzdüsenverfahren und Inkjet-Druck.“ Einige Firmen haben sich auf organische Photovoltaik, kurz OPV, spezialisiert. Sie drucken die Folie auch auf Fensterglas, um mehr Fläche eines Hauses zur Stromgewinnung nutzen zu können. In Erlangen statten die Forscher diesen Sommer außerdem ein Autodach damit aus. „Der Wirkungsgrad muss noch besser werden“, sagt Voigt. Silizium-Solarzellen a! uf einem Dach haben derzeit eine Effizienz von 15 Prozent. Der Weltrekord für organische Solarzellen liegt bei zwölf Prozent, und die gedruckten Solarzellen im Labor erreichen vier bis fünf Prozent.
Voigts Workshop mit dem Titel „Eine spannende Mode – Electrify your style!“ ist Teil der Eröffnung des neuen Nürnberger „Fresh Fashion Clubs“, den das Amt für Wirtschaftsförderung unterstützt. Die Internet-Plattform soll ein Netzwerk der Modeszene in der Metropolregion werden und Kreative zusammenbringen. cm ⓘ Eröffnung des „Fresh Fashion Clubs“ am Mittwoch, 18. März, ab 16 Uhr „Auf AEG“, Muggenhofer Str. 141 in Nürnberg. Workshops im Anschluss mit Anmeldung ☎ 0171/1914352 www.fresh-fashion.club
Mit der Solartasche lassen sich Handys und MP3-Player unterwegs aufladen.
Foto: Neuber Gmb H & Co.KG
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Copyright (c)2015 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 11.03.2015
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